Ein Erfahrungsbericht mit Linux:


Vorabinfo: Linux-User-Group Nürnberg:


Logo Linux In Nürnberg und Umgebung sind verschiedene Linux-Gruppen aktiv, eine davon ist unsere LUG-Nürnberg. Am 14. November 2015 konnten wir den ersten Linux-Presentation Day in Kooperation mit dem FabLab Auf AEG durchführen. Weitere Infos über unsere Aktivitäten finden Sie auf der Website der LUG-Nürnberg. Schauen Sie doch einfach mal vorbei.


Nachfolgend habe ich hier auf dieser Seite meine damaligen Erfahrungen beim Umstieg auf Linux vor rund 10 Jahren zusammengefasst und beschrieben.


Linux: Ein persönlicher Erfahrungsbericht vom 23. Juni 2007:


Seit Dezember 2006 habe ich meine Produktivumgebung von WinXP® auf Linux umgestellt. Auf meinem neuen DualCore Desktop mit ASUS P5B E Board, 1,86 GHz CPUs, 3GB DDR2 RAM 667MHz, 320 GB SATA- HD, Nvidia Geforce 7600 GT (passiv gekühlt) und optischen DVD und DVD-RW- Laufwerken habe ich mittlerweile openSUSE 11.4 mit Kernel 2.6.37 installiert. Auf meinem Toshiba Satellite Pro A10 Notebook habe ich die 40GB- Platte durch eine neue 80 GB ersetzt und dort Mandriva 2010.0 installiert. Via AVM-USB-WLAN-Stick kann ich WPA-Verschlüsselt mit dem Notebook ins Netz. Meine restlichen XP-Installationen habe ich entweder entfernt oder zumindest den Netzwerkzugriff gekappt. Diese laufen nun isoliert in VMware und werden nur noch in Ausnahmefällen verwendet.


Für Linux gibt es auf der ASUS-Mainboardtreiber- CD nur einen beigefügten Linux- Treiber. Im Binärformat ist dort der Treiber für die Gigabyte-Ethernet- Schnittstelle abgelegt. Dieser ist auch dringend notwendig, da man sonst ohne Netzwerkzugriff auch arge Probleme auch bei der Aktualisierung der gerade durchgeführten Installation bekommt, von fehlendem Internetzugriff ganz zu schweigen. Die Installation des Treibers ist beschrieben, mit make und make install wird ein Kernelmodul erzeugt. Hierfür müssen allerdings der gcc- Compiler und die passenden Kernelquellen mit installiert werden.

Da für meinen Scanner keine Linuxtreiber exisitieren, habe ich auf die Visualisierungs- Software VMware zurückgegriffen. Diese kostet rund 180 USD. In einer virtuellen Maschine kann ich Windows 2000 laufen lassen, diese hat Hardware- Zugriff auf die USB-Schnittstellen des Hauptrechners. Über Shared Folders kann ich die eingescannten Daten dem Hauptrechner unter Linux verfügbar machen.



Vorbereitung: Was benötige ich für den erfolgreichen Linux-Einstieg/Umstieg?




  • Infos über Linux einholen, am besten ein Linux Buch lesen und versuchen zu verstehen.
  • 2 PCs, jeweils mit Internetzugang (Switch/Hub - DSL-Modem), einer mit Windows®; der zweite für LINUX
  • Englisch- Kenntnisse sind von Vorteil, vor allem zum Lesen der Man- Pages (Linux interne Hilfe-Seiten).
  • Eine externe Festplatte (NTFS oder FAT32 formatiert) mit USB oder Firewire- Schnittstelle. Kapazität mindestens so groß wie die eingebaute PC-Platte als Backup-Medium. Qualifizierte Image- Software wie z.B. Acronis einsetzen.
  • Schnelle DSL- Verbindung für Onlineupdates hilfreich.
  • aktuelle Linux- DVD aus einer Zeitschrift oder von z.B. openSUSE downgeloadet.
  • Geduld. Linux installieren, bei Problemen über den Windows®rechner ins Internet gehen und die Foren nach Löungen durchsuchen. Da die Installation eine der generellen Täigkeiten ist, kann man davon ausgehen, dass eine Löung für das aktuelle Problem immer existiert.
  • Konfiguration: wie eben beschrieben. Das Muster ist immer das gleiche: Was will ich tun, Was brauche ich dafür, Was muss ich wissen, Was muss ich tun, Ist das Ergebnis das Erwartete?
  • Geduld, Ruhe. Wenn etwas nicht (mehr) funktioniert, nicht gleich in Panik verfallen und alles neu installieren. Linux-Foren im Internet helfen weiter.
  • Learning by doing. Je mehr man sich mit Linux auseinander setzt, desto mehr werden auch die inneren Zusammenhäge klar. Die Konsole mit mc (Midnight Commander, ein Norton-Commander- Clone) wird Dein Freund.
  • Weitere externe Programme wie z.B. Google Earth installieren und konfigurieren.
  • Geduld, Ruhe, Ausdauer.


Installation:



Zur Installation empfiehlt sich die Möglichkeit über einen zweiten Rechner, der über einen Internetzugang verfügt, in unmittelbarer Reichweite zu haben. Der zweite Rechner ist nun der, auf den Linux installiert werden soll.

Für erste Schnupperrunden mit Linux empfiehlt sich eine sogenannte Live- CD der bekannten Distributionen. Es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Anbietern. Ohne Wertung nenne ich an dieser Stelle openSUSE, Mandriva, (K)ubuntu, Red Hat, Debian, etc. Eine weitere CD zum Testen ist die Knoppix CD/DVD. Diese eignet sich auch als Diagnose und Rettungs- CD.

Zur eigentlichen Installation besorgt man sich am besten ein DVD-Image, erkennbar mit der Dateiendung iso. So habe ich mir von openSUSE die Version 11.3 in der DVD- Version downgeloaded. Das Image ist rund 4 GB groß, daher empfiehlt sich ein schneller DSL- Anschluss. Bei Mandriva habe ich mir auch das DVD- Image besorgt. Das Image brennt man anschließend auf eine DVD und zur Installation auf dem Zielrechner bootet man über diese DVD (im BIOS die Bootreihenfolge entsprechend einstellen, also zuerst CD- ROM, dann HD). Somit sind schon einmal alle notwendigen Softwarepakete verfügbar und können von der DVD schnell auf die Festplatte kopiert werden. In meinem Falle konnte ich die Netzwerkschnittstelle nicht konfigurieren, da openSUSE über keinen passenden Treiber für das ASUS-Board verfügte. Nach Abschluß der Grundinstallation habe ich den Netzwerktreiber manuell nachinstalliert und über YAST konfiguriert. Da nun das Netzwerk zur Verfügung stand, konnte ich anschließend die Aktualisierung der einzelnen Pakete über das Internet laufen lassen.

Mandriva besitzt eine bessere Hardwareerkennung, auch verhält sich die Konfiguration etwas einfacher und intuitiver als bei openSUSE. Auch läuft der 3D- Desktop auf dem Toshiba- Notebook viel besser als mit openSUSE. Den WLAN- Stick habe ich mit NDISWRAPPER eingebunden. Für die vielen Fragen, die sich zwangläufig ergeben, ist der zweite Rechner mit Internetzugang eine riesige Hilfe, um in den entsprechenden Foren (allen voran www.linux-club.de) nach Ratschlägen zu suchen.



Praktischer Umgang mit Linux:



Bei der Installation hat man die Auswahlmöglichkeit zwischen zwei Benutzeroberflächen: GNOME und KDE. GNOME ist dem MAC® angelehnt und für alte Windowsnutzer meiner Meinung nach doch gewöhnungsbedürftig. Die Nutzeroberfläche KDE ist der von Windows doch sehr ähnlich und erleichert den Umstieg zunächst doch erheblich. Da man noch in naher Zukunft noch mit weiteren "Problemen" zu kämpfen hat, ist die KDE schon eine optische Erleichterung. Dennoch ist GNOME auch sehr empfehlenswert.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass man mit einem Linux-System genauso gut arbeiten kann wie mit einem System der Redmonder Firma. OpenOffice ersetzt das entsprechende Pendant, die Importfilter vom doc- ins odt- Format arbeiten überraschend genau, selbst komplexe Tabellenstrukturen werden übernommen. Der Umgang mit externer Hardware ist manchmal etwas merkwürdig, so war es für mich ein kleines Abenteuer, meinen Drucker anständig zum Laufen zubringen. Auch werden alle 60 Tage beim Booten die internen Festplatten überprüft. Je nach Größe der Festplatten dauert dann der Bootvorgang wesentlich länger, dies kann man durch Drücken der ESC- Taste verfolgen. Kenntnisse über die Runlevel sind auch wichtig, um bei Bedarf von der Textkonsole in den graphischen Modus umschalten zu können. Außerdem empfiehlt es sich, alle 3 Monate ein Komplettbackup des Systems zu erstellen. Bei der z.B. Grafiktreiber- Aktualisierung muss man sich exakt an der Anleitung orientieren, sonst startet der Grafik- Modus nicht mehr (Abhilfe: Als root einloggen, init 3, sax2, init 5).



Erste Frustationen mit Linux:



Nach der Installation und den eben erwähnten Problemen mit der Hardware ist die Gefahr sehr gross, dass man sich wieder dem alten bisher gewohnten Betriebssystem widmet. Denn manches funktioniert nicht auf Anhieb, die Laufwerksbuchstaben sind nirgendwo zu finden, kein Explorer oder die altbekannte Systemsteuerung ist auffindbar. Die Programme haben auch alle so komische Namen wie K3B oder KPPP. Wenn man den Verzeichnisbaum dann doch zufällig gefunden hat, tauchen dort so seltsame Verzeichnise wie /usr, /bin, etc/ usw. auf, die einem gänzlich unbekannt sind. Man klickt auf einige Programm- Icons, sieht, das zwar alles irgendwie funktioniert, aber dennoch erscheint die Linux- Welt als eine komplett Exotische, ohne nennenswerte Berührungspunkte mit der bisher bekannten Redmond- Welt. Da geht man lieber den Weg des geringsten Widerstandes und wieder zurück zu dem altvertrauten Betriebssystem. Diese Hürde ist während der Umstiegsphase jedoch die Größte. Diese muss man überwinden; man muss Linux wirklich wollen, dann ist bereits der "schwerste" Schritt zum Wechsel getan.

Nach nun sieben Monate als fast nur noch Linux- User muss ich dennoch sagen, dass mir das alte Betriebssystem heute nicht mehr fehlt. Für Sonderanwendungen nutze ich VMware, für den Rest habe ich mich an die Software der Linux- Welt umgewöhnt. Der Browser Firefox oder das EMail- Programm Thunderbird sind ja alte Bekannte und funktionieren unter Linux genauso gut. Ob die Erstellung von komplexen Dokumenten, die Web- Verwaltung und Erstellung von Webseiten, EMail oder Internetzugang, all dies funktioniert genauso wie vorher gewohnt. Diese Webseite hier wie auch meine anderen Webprojekte werden nun komplett unter Linux verwaltet.



Gründe für den Umstieg auf Linux:



Die Gründe sind natürlich vielfältig und individuell verschieden. Ich für meine Person war es einfach leid, Ziel von dubiosen Hackerangriffen, Malware, Trojaner oder sonstigen Schädlingen zu sein. Grund dafür ist zum einen natürlich die große Verbreitung der Fenster- Programme. Wenn weltweit auf 95% aller PCs ein Redmonder Betriebssystem läuft, ist es für üble Zeitgenossen ein lohnendes Ziel, dieses anzugreifen. Auch gerade in Mails ist es gefährlich, aus Versehen doch irgendwo hinzuklicken und sich dadurch doch z.B. einen Trojaner trotz aller Vorsicht einzufangen. Weiterhin war es für mich ein Ärgernis, alle notwendige Programme teuer zukaufen zu müssen. So musste ein zusätzliches Defragmentierungsprogramm angeschafft werden, da die Redmonder Lösung nicht überzeugte; ein brauchbares Brennprogramm musste ebenfalls zugekauft werden. Von der Notwendigkeit der vielen käuflichen Anti-Viren, Anti-Trojaner, Anti-Indruders, Anti-Spyware und Anti- irgendwas Software ganz zu schweigen. Unter Linux sind alle Programme, die man zum sinnvollen Umgang mit der Hardware benötigt, mit in der Distribution dabei. Ein weiterer wichtiger Grund war für mich der Anmelde-, Aktivierungs-, Trusted-Computing usw. Zwang, der die Redmonder Firma in ihre neuesten Produkten eingebaut hat. Ich habe für meine Hardware viel Geld bezahlt und will "Herr und Meister" über meine(n) Rechner bleiben und habe keine Lust, hilflos mit ansehen zu müssen, wie mein(e) Rechner je nach zukünftigen kommerziellen Interessen der Redmonder Firma von außen über das zwangsweise angeschlossene Internet gesteuert werden; von der Möglichkeit des gezielten Aussperrens von meinen eigenen Inhalten ganz zu schweigen. Wenn man einigen Forumsbeiträgen Glauben schenkt, so schreibt das aktuelle Fensterprogramm sogar im BIOS herum. Einige User mussten ihre Neugier mit dem WOW-Produkt mit dem Neu- Flashen ihres Motherboards "bezahlen". Mal ein besonderes WOW- Erlebnis! Das aktuelle Produkt aus Redmond hat dadurch leider bei mir jedwede Glaubwürdigkeit verloren. Hier stehen wohl ausschließlich ganz massive Herstellerinteressen im Vordergrund.

Unter Linux funktioniert das ganze bis tief in den Redmond- Kernel hineingebaute DRM- Feature nicht, was aber auch dazu führt, dass man z.B. unter Maxdome keine Filme mehr anschauenen kann. Aber hierfür gibt es ja wieder VMware mit meinem virtuellen Win2000.

Wenn jemand mit dem Gedanken spielt, ebenfalls auf Linux umzusteigen, dem empfehle ich dringend den Artikel "Linux ist nicht Windows" in der deutschen Übersetzung von Felix Schwarz. Dort wird in sehr anschaulicher Art und Weise die recht unterschiedlichen Ansätze beider Betriebssysteme erläutert. Linux ist in der Tat kein anderes Windows.



Lesenswerte Hintergrundinformationen:



! = "Linux ist nicht Windows" Die Informationen des bereits weiter oben im Text erwähnten Links sind elementar für das Verständnis der unterschiedlichen Betriebssysteme.

"Halloween-Dokument Teil 1" Dieses und das folgende Dokument stammen aus dem Jahre 1998 und wurden von der damaligen Firma ID-pro GmbH ins Deutsche übersetzt. Diese Strategiepapiere der Redmonder Firma sind auch heute noch aktuell und zeigen Bedrohungszenarien der kommerziellen Software durch Open-Source-Software und Linux und deren möglichen Bekämpfung auf.

"Halloween-Dokument Teil 2" Teil 2 des Strategiepapiers. In letzter Zeit wurde diese Strategie bei dem "Durchdrücken" des im Grunde sinnlosen OOXML-Datei-Formates als neuen "Standard" von der Redmonder Firma bei der ISO-Zertifizierung angewendet.

MicroLinux.fr Eine französiche Website mit vielfältigen Hinweisen und Tips zum Umstieg auf Linux.





Fazit:



Im Großen und Ganzen habe ich meinen Umstieg nicht bereut. Vieles geht nun besser, manches gar nicht oder nur auf Umwegen. Als alter Nutzer des Produktes der Redmonder Firma fällt der Umstieg nicht leicht, man muss die eingetretenen Pfade verlassen und fast bei Null wieder anfangen. In der nun zurückliegenden Zeit habe ich mehr über meinen Rechner erfahren als in der Jahren zuvor mit dem Produkt der Redmonder Firma. Der 3D- Desktop ist genial und trägt ganz erheblich zur Produktivitätssteigerung bei. Wobbelnde Fenster sind dabei eine nette Zugabe. Transparente Fenster und Seitenvorschau via Filmstreifen erleichten der Zugriff auf die verschiedenen Desktops erheblich. Weiterhin habe ich keine Zeit fürs PC- Spielen, somit fällt mir auch der Abschied aus der alten Betriebssystem- Welt leicht.




Stand Januar 2008:



Nach rund einem Jahr Linux-Betrieb habe ich mittlerweile auch einen Updatezyklus durchgeführt und "bestanden". An Linux habe ich mich in der Zwischenzeit sehr gut gewöhnt. Privat habe ich vor einiger Zeit begonnen, einige alte und nun unbenutzte Fensterprogramme samt CD umweltgerecht zu entsorgen.




Januar 2010:



Um es kurz zu sagen: Linux ist für mich heute so selbstverständlich geworden wie damals die Handhabung der Fensterprogramme.




24. April 2010:



Im Rahmen der Einweihung des neuen Schulzentrums in Lathen konnte die LUG-Lathen im Computerraum an einem Tisch das freie Betriebssystem Linux den Schülern und Eltern präsentieren. Es wurden zwei Rechner mit verschiedenen Linux-Distributionen vorgestellt und den Besuchern eine Präsentation rund um das Thema openSource via Beamer gezeigt.




Januar 2011:



Der Einsatz von opensource im Allgemeinen sowie Linux im Speziellen liefert mir eine Rechnerumgebung, auf die ich mich immer verlassen kann und die mir eine vertrauenswürdige, hochverfügbare Arbeitsumgebung bereitstellt. Alles ist bestens dokumentiert, Fehler "verschwinden" nicht einfach irgendwie und tauchen zur Unzeit wieder auf, eventuelle Effekte sind reproduzierbar. In den jeweiligen Anwendungs-Log-Files werden bei Bedarf die Problemursachen sehr genau beschrieben. Man spart Zeit, Nerven, kann effektiv arbeiten und spart sogar noch Geld durch den nicht notwendigen Einsatz von irgendwelchen Anti-Irgendwas Software.





"Back to the roots - Only UNIX®-computing is real computing"



Linux

© Jürgen Körner